Was die Pferde für uns sein können



Der dominante, temperamentvolle und eigenwillige Hengst steht in der Reithalle. Kaum frei gelassen geht er den Geschäften nach, die ihn wirklich interessieren: die Hinterlassenschaften seiner Vorgänger untersuchen, wälzen, schnuppern, Äußerungen geheimnisvoller Impulse aus seinem unerforschten Inneren. So frei und stolz ist er, nie lässt er sich manipulieren.

Wir sprechen offen über unsere inneren Zwänge und unsere Begrenzungen, den Drang danach, von anderen Anerkennung, Bestätigung, Zuneigung zu bekommen. Die Erwartungen, die wir an die Pferde haben. Die Unsicherheit, wie man den stolzen Hengst für sich gewinnen, ihn an sich binden könnte. Was wollen wir nicht alles, was wünschen wir nicht alles.

In diesem Augenblick ist er da, der weiße Hengst. Wir sind authentisch im Zugeben all dessen, was in uns vorgeht. Es entsteht ein Raum außerhalb von Raum und Zeit. Nur wir drei, ein weißes Pferd, das in unabhängiger Verbundenheit neben uns steht, zu uns steht, sobald wir selbst zu uns stehen. Mit seiner aufmerksamen Präsenz baut er diesen magischen Raum, in dem wir plötzlich bar aller Kostümierungen SIND. Plötzlich ist alles unbedeutend, was wir meinen noch zu brauchen, noch zu wollen. Wir erfahren unsere Vollkommenheit, jetzt, in diesem Augenblick. Wir benötigen nichts weiter dazu, um hier und jetzt einfach da zu sein, im Einklang. Damit gibt es keine Konflikte, keine Bedrängnis, die uns das Pferd sonst so aufdringlich mit seinem Verhalten spiegelt. Plötzlich ist einfach da, was wir uns sonst so sehnlich wünschen: Das Pferd hat sich ohne Join up-Techniken angeschlossen und bleibt in vollkommenem Frieden bei uns, weil wir einfach mit uns im Frieden sind. In diesem Zustand gibt es nichts zu wollen, nichts zu wünschen, denn alles ist einfach da, was wir vorher durch Ringen und Tun erreichen wollten. Alles, war vorher war, ist völlig unerheblich. Unsere unbewältigte Vergangenheit, unsere Kindheit, Traumata, prägende Erlebnisse, ungelöste Probleme – all das hindert uns nicht daran, in diesem Moment die Vollkommenheit zu erleben. Es ist immer möglich – JETZT.

Das ist ewige, uralte Weisheit, von scheinbar strengen Gurus seit Zeitaltern willigen Adepten vermittelt. Das lebt in unserem Pferd mit uns. Unser Pferd macht reinen Geist sichtbar und erlebbar. Unseren Schritt aus der Ebene des Egos in den ewigen Raum unseres Selbst zeigt das Pferd sofort an. Geistige Erkenntnis wird durch das Pferd fassbar gemacht!

„Wie können wir diesen Zustand, so vollkommen im Selbst zu sein, häufiger in unserem Leben erreichen?“ fragen wir.

Nehmen wir jetzt unseren hitzigen Hengst ans Seil, schon wieder verstrickt in den Labyrinthen unseres Egos mit seinen Ängsten, Wünschen, Hoffnungen und Werkzeugkoffern. Wie kann ich mich zum Herrn der Lage machen? Schon werden des Hengstes Schritte schneller und schneller, wir drohen die Kontrolle zu verlieren. So schlagen wir uns immer durch den Alltag. Wir lassen den Werkzeugkoffer mit den Tools, wie man ein heftiges Pferd bremst, zu. Wir hören auf, auf das Pferd zu schauen. Wir schauen auf uns, in uns hinein. Dort ist der Raum, in dem wir uns(er) Selbst erlebt haben. Schon kehrt Frieden ein. Der Hengst geht ruhigen Schrittes entspannt neben uns her. So einfach ist das. Eine ganz einfache, ganz praktische Übung für gelebtes Sein, Erleuchtung im Alltag, geschenkt vom großen weis(s)en Lehrer Bramante.

All meine visionären Ideen kamen in diesem genialen Erlebnis zur Entfaltung. Alle Schulung, Weiterentwicklung, alles Lernen und Ringen ist überflüssig, denn wir sind vollkommen. Wir brauchen keine besonderen Fähigkeiten oder Taten, um einen sinnvollen Beitrag für die Welt zu leisten. Wenn wir wir selbst sind, in diesem Zustand völligen Friedens, sind wir vollkommen. Das genügt! So speisen wir das Quantenfeld mit dem, was die Welt wirklich braucht. Frieden, Liebe, Verbundenheit, Einssein, Zufriedenheit. Würde jeder das erschaffen, hätten wir die Probleme in der Welt nicht mehr, die wir so heftig bekämpfen.

Ein guter Lehrer oder Coach trägt nur dieses Quäntchen Energie dazu bei, um den anderen in diesen Energiezustand zu versetzen, in dem er sich seiner Vollkommenheit bewusst wird. Dann brauchen wir keinen Reitunterricht und keine Seminare mehr, denn dann ist einfach alles da.


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